Sagenhafter Holunder.

Vor einem Hollerbusch soll man den Hut ziehen,

sagt eine alte Bauernweisheit.

Der Strauch sei heilig, unberührbar und der Hausgeist wohne in ihm, heißt es.

Wer ihn herausreißt oder verletzt, stirbt oder wird krank, überliefert der Volksglaube.

Holunderbaum in einem alten Garten in Sonnenbühl
Holunderbaum, die Freude aller Bienen und Hummeln ...

In ländlichen Gegenden steht bei alten Gebäuden irgendwo auf dem Grundstück

immer ein Holunderbusch. Oft knorrig und verwachsen, wirkt er magisch, geheimnisvoll

und kündet von alten Bräuchen und abergläubischen Ritualen.

So ruft man die Holunderstaude immer noch an,

die Muttergottheit in ihrer Entsprechung von Frau Holle oder anderen Namen,

um bei Krankheiten oder Unfruchtbarkeit zu helfen.

Wenn ein Hollerbusch Haus und Hof beschützt, hat das Unheil keine Macht, sagt

man. Solange er blühte und gedieh, waren die Menschen und ihre Habe sicher.

Dieser alte Brauch wurde wieder zum Leben erweckt, denn manchmal wird auch

heute wieder Holunder am Haus gepflanzt, um sich so vor negativen Einflüssen zu schützen.

Unter dem Hausholunder opferten die alten Schweden früher Milch für den

Hausgeist, die Preußen aber Bier und Brot für den Erdgeist.

Bei den Schweden weiß man noch heute: Wer sich in der Abenddämmerung am Mittsommerabend unter einen blühenden Holunder setzt, wird den Elfenkönig

mitsamt Hofstaat vorbeiziehen sehen.

Es heißt auch, der Hollerbusch wäre die Grenze zwischen der Unterwelt und

der Mittelwelt. Eine Art Schwelle, ein Zugang zu jenem unterirdischen Reich,

der traditionell mit Frau Holle und ihrem Wirken verbunden ist.

Aber Achtung, eine alte Bauerweisheit sagt auch:

Geht ein Holunder ein, so wird jemand in der Familie des Todes sein!

Auch wenn man nicht abergläubisch ist, pflegt ihn gut, schenkt ihm Liebe und Aufmerksamkeit, eurem Hollerbusch.

Und die Hausapotheke hat man direkt vor der Haustür,

denn Blüten, Rinde und Beeren haben große Heilkraft. In Heilpflanzenbüchern

findet ihr viele wirklich hilfreiche Rezepte.

Auch einen Kinderreim gibt es, erinnert ihr euch?

»Ringel Ringel Reihe, wir sind der Kinder dreie, wir sitzen unterm Hollerbusch

und machen alle husch, husch, husch«

alter Hag bei St. Johann mit Holunder, Weiß- und Schlehdorn
Holunderhecke auf der Schwäbischen Alb

Die Zweige lassen sich angespitzt als Federkiel zum Schreiben oder zum Malen

benutzen. Früher nahm man den Beerensaft als Haarfärbemittel oder man färbte

Stoffe damit. Und im Keller vertrieb der Geruch des Holunders die Mäuse.

Das glaube ich gern! Wer einmal Holunderblüten getrocknet hat, weiß, wie intensiv

und stechend das riecht.

Holunderblüten mit grünen Blättern in der Sonne
Holunderblüte ...

Die getrockneten Blüten verarbeite ich zu Tee.

Sie brauchen etwa 14 Tage, großzügig ausgelegt auf Zeitungspapier, bis sie ganz durchgetrocknet sind, und müssen einmal täglich gewendet werden. Dann rebelt

man die trockenen Dolden zwischen den Handflächen, um die Blüten von den Stielen

zu trennen. Man kann den Tee entweder pur trinken oder nimmt, wie ich, die Blüten

als Beimischung für einen milden Haustee.

Den Holunderblütentee trinke ich ohne Zucker, Ziehzeit zwischen 3 und 5 Minuten,

gern am Abend zur Entspannung. Er schmeckt leicht süßlich und hat ein feines Heuaroma, riecht oder schmeckt überhaupt nicht so unangenehm wie beim Trocknen. Aus den frischen Dolden mache ich außerdem Holunderblüten-Gelee, schmeckt fantastisch!

Holunderblüten Gelee

1 Liter klarer Apfelsaft
ca. 10 Dolden ganz aufgeblühte Holunderblüten
1 Zimtstange
2 Stück Sternanis
1 ungespritzte Zitrone, mit Schale in Scheiben geschnitten

Man stellt den abgedeckten Topf zum Durchziehen 2 Tage in einen kühlen Raum.

Anschließend gießt man den Holunder durch ein Sieb ab, drückt die Dolden noch

etwas aus und kocht den Saft mit Zimtstange, Sternanis und Gelierzucker nach Packungsangabe. Vorsicht, schäumt sehr stark auf.

Wenn man in die gefüllten Geleegläser noch ein paar abgezupfte, frische Blüten gibt,

hat auch das Auge beim Frühstück Freude! Die geschlossenen Gläser beim Abkühlen immer wieder umdrehen, sonst sitzen die Blüten alle am Boden.

Hier noch etwas ganz Ausgefallenes: Holunder-Erdbeer-Konfitüre

1 kg kleine Erdbeeren

ca. 5 Dolden ganz aufgeblühte Holunderblüten

Saft von 1 Zitrone

1 Zimtstange

Erbeeren entstielen, waschen und gut abtropfen lassen. 500 g zerdrücken und mit

den übrigen Beeren, dem Fruchtbrei und dem Zitronensaft mischen.

Holunderblüten von den Dolden zupfen, in einen Mullbeutel binden und mit der Zimtstange zu den Erdbeeren geben.

Zugedeckt 12 Stunden in einem kühlen Raum ziehen lassen.

Mullbeutel entfernen und mit Gelierzucker nach Packungsangabe aufkochen.

Mein Tipp:

Die Holunderblüten portionsweise einfrieren. So habt ihr immer frische Blüten.

Sie halten bis zur nächsten Saison und Erdbeeren gibt es ja auch gefroren.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0