Vielleicht könnt ihr euch auch noch erinnern.
Wenn eine Wiese gemäht wurde,
wenn das Heu anfing trocken zu werden, dieser süßliche, sanfte und staubige
Geruch, der Duft von heißen Sommertagen. Mich lässt dieser Geruch tief aufatmen,
macht mein Herz weit und lässt meine Gedanken wandern ...
Zu meiner Kinderzeit wurde das Heu noch auf Stangen zeltförmig getrocknet und
nicht sofort zum plastiküberzogenen Heu-Käselaib gerollt.
Die kindlichen Glücksgefühle zu spüren, gedanklich in diese Heuzelte zu kriechen
und in der Mitte zu sitzen …
Während ich schreibe und daran denke, habe ich es immer noch, das aufregende,
freudige Wohlfühlen. Dunkel und heiß war es da drinnen und der Heustaub juckte
auf der verschwitzen Haut. Ach, man konnte so prima verstecken spielen, denn von
außen sahen die Heu-Zelte alle gleich aus und gefunden werden – schier aussichtslos.
Und wenn man dann das Glück hatte,
auf dem hochbeladenen Heuwagen mitfahren zu dürfen, im weichen Heu zu sitzen
wie auf einem gemütlichen Bett und in die Ferne zu schauen – und wie es schaukelte,
wenn der Trecker den Wagen über die unbefestigten Wege zog, aufregend!
Und immer, wenn es immer wieder in die Schieflage ging –
ein vielstimmiges Kinderkreischen. Mit ein bisschen Angst im Genick – Kippt er?
Ja, das sind mit die schönsten Erinnerungen an meine Kinderzeit auf dem Land.
Unbeschwerte Sommertage ...
Nun lebe ich schon seit einigen Jahren auf der Schwäbischen Alb. Auch hier wird das
Heu zu plastiküberzogenen Heu-Käselaiben verpackt. Schade, aber sicher praktischer
für die Landwirte.
Doch gestern, auf meiner abendlichen Radstrecke, hat es mich erwischt. Es war
schon fast dämmrig und meine wunderschöne Margeritenwiese war abgemäht.
Bevor das Heu verpackt wird, muss es trocknen.
Dazu wird das Heu in langen Reihen aufgehäuft und immer wieder gewendet.
Dieses hier, von meiner Lieblingswiese, war schon ganz trocken. Ich habe mein Rad abgestellt, mich umgeschaut, ob ich auch ganz sicher alleine bin, und dann habe ich
mich hineingelegt – mitten ins Heu – die Augen geschlossen und geträumt.
Herrlich, wie das fein nach Sommer roch!
Ach, kommt doch mit, liebe Leser, begleitet mich in Gedanken, wo immer ihr euch
auch gerade befindet. Gönnt euch ein paar Minuten Auszeit. Schließt die Augen, öffnet eure Sinne und stellt euch vor: Ihr liegt im Heu, so wie ich auf dem Foto!
Wie wunderbar du dich im Moment fühlst, wie kindlich frei und unbeschwert du sein kannst, hättest du das gedacht?
Und riechst du auch diesen feinen, sanften Duft, fühlst du wie es unter dir knistert?
Greif in deiner Fantasie ins Heu, nimm eine ganze Handvoll, nimm es hoch und spüre ...
fühlst du wie weich es ist? Fast seidig fühlt sich das getrocknete Gras an.
Deine Ohren hören das »knister, knaster«, wenn du dich bewegst. Versuch es mal. Dreh dich ein wenig nach rechts, dann nach links. Jetzt wird der Heugeruch intensiver, weil du das Heu zerdrückst.
Das fühlt sich so gut an, das Weiche, Zarte, wie liebevoll umarmt kommt es dir vor ...
Du spürst, wie deine verkrampften Schultern sich lösen, wie die Erinnerung ein Lächeln
in dein Gesicht zaubert -
Schön, nicht wahr? So könnte es bleiben ...
Der Abend kommt, die Sonne verschwindet so langsam am Horizont, es wird kühler
und nun, durch die Feuchtigkeit, wird der Heugeruch nochmal intensiver.
Die Vögel singen dir ein Abendständchen, hörst du ihre Stimmenvielfalt? Und du
fühlst dich gerade so wohl, denn du erlebst ein paar Minuten eine ganz heile Welt.
Das tut so gut. Dir und uns allen, die so oft gehetzt durch die Gegend rennen.
Siehst du, das waren Momente nur für dich und vielleicht der Gedanke:
Ich möchte diese friedliche, kleine Meditation zur Realität werden lassen.
»Am Wochenende suche ich mir ein Heufeld, noch ist ja nicht alles abgemäht,
und dann – lege ich mich ins Heu und genieße das Fest für all meine Sinne.«
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