Der Hexentanz -
ein Spuknacht Märchen ...
Vor zwei Jahrhunderten stand bei Morimont eine Ziegelei. Der Ziegler hatte
sieben Söhne, die alle kräftig und gesund waren und bei ihm arbeiteten. Am
Stephanstag gingen drei von ihnen, Peter, Mathis und Durs, zum Fest nach Charmoille.
Es lag viel Schnee in den Tälern.
Nachdem die Feier beendet war, blieb Durs, der ein Liebchen in Charmoille hatte,
bis in die Nacht, während seine Brüder in die Ziegelei zurückkehrten.
Endlich trennte er sich auch von dem Mädchen und machte sich auf. Als er auf die ausgedehnten Weiden, dem Schloss von Morimont gegenüber, gelangte, hörte er
schon von weitem eine schöne Musik, sah Lichter an einer mächtigen Eiche glänzen,
es war eine überaus helle Pracht. Männer und Frauen tanzten um die Eiche herum
und schienen sich sehr zu amüsieren.
Der erstaunte Durs glaubte plötzlich, in einem großen Saal zu sein. Tische standen
darin, mit Essen und Trinken beladen, was das Herz nur begehrt. Da er ein Bursche
war, der keine Angst kannte, näherte er sich einem der Tische. Unverzüglich traten mehrere Gäste auf ihn zu und sahen ihn neugierig an. Nach einer Weile fragten sie:
»Willst du wohl mithalten?«
»Warum nicht,« antwortete Durs, »ich bin gern dabei, wenn es lustig zugeht.
Aber sagt: wem gehört denn dies schöne Haus?«
»Dem da drüben an der Stirnseite«, erwiderte ihm eine Frau, die ihn seltsam ansah.
»Er ist ein überaus reicher Mann, der jede Nacht seinen Freunden ein ausgiebiges
Fest veranstaltet. Aber wenn einer angenommen sein will, dann muss er sich in ein
Buch einschreiben. Mit seinem Blut.«
Sie holte sofort das genannte Buch und forderte ihn auf, seinen Namen zu verewigen.
Durs überlegte.
Dann sagte er: »Ich will wohl, aber vorher möchte ich euch um eine frische Apfelblüte bitten.« Sie holte ihm das Gewünschte.
Nun ritzte sich Durs den Arm auf, tauchte die Feder in das herausfließende Blut und
nahm das Buch. Statt seinen Namen schrieb er aber einen erfundenen hinein.
Da war plötzlich alles wie ein Spuk verschwunden. Durs hielt das Buch noch in den
Händen, er konnte sich aber nicht aus der schneebedeckten Dornenhecke befreien,
in der er eingezwängt stand. Er wusste nicht, wo er war und schrie aus Leibeskräften
um Hilfe.
Erst gegen Morgen hörten ihn seine Verwandten. Sie suchten und fanden ihn und wunderten sich über die Apfelblüte in seinem Hut und das Buch in seiner Hand.
Sie brauchten einen ganzen Tag, um ihn aus den Dornen zu befreien, und er war
so verstört, dass er nicht reden konnte. Das Buch verbrannte man. Mehrere Leute
aus dem Dorf hatten darin gestanden.
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