Das Wiederfinden der verloren geglaubten Freude

im Fundbüro des Lebens.

Sich richtig aus vollem Herzen freuen können, so wie früher …

könnt ihr euch noch an die Zeit erinnern, als ihr Kinder wart? Freude, unbändige Freude, die nach außen platzt! Als Erwachsener freut man sich anders, stiller, in sich gekehrter.

rosafarbener Sonnenaufgang in Sonnenbühl, Schwäbische Alb
ein neuer Tag beginnt, und mit ihm die Zuversicht ...

Ich erinnere mich...

Geburtstag! Das sehnlichst gewünschte Fahrrad – endlich war es da. Oh welch eine

Freude. Ein Hopsen, Springen und Gejubel… und jedes Mal, wenn ich das Rad benutzte, hätte ich platzen können vor lauter Glück!

Oder Heiligabend… die Erwartung, das hinter der Tür lauschen, um zu hören, was das Christkind bringt – ob es das Gewünschte war?

Und wenn das Glöckchen klingelte, dann durften wir Kinder ins Weihnachtszimmer.
Der Geruch des Tannenbaums, die vielen Kerzen, ein Gefühl wie Andacht – obwohl ich

als Kind nicht wusste, was Andacht ist – aber Kinder fühlen einfach. Und dann, endlich endlich, durften wir die Päckchen öffnen.

Und da war es dann, das Geschenk… das ersehnte, erwünschte, erhoffte, es war da! Keine Decke war hoch genug, um vor lauter Glückseligkeit in die Luft zu springen und sich dabei nicht den Kopf zu stoßen!

Habt ihr auch eine ähnliche Erinnerung, spürt mal nach ...

Wir alle tragen schöne Dinge der Vergangenheit im Herzen mit uns. Und wenn man sich erinnert… Ein klein wenig spürt man noch von dieser Kinderfreude in sich, wenn man in Gedanken zurücksieht in die Zeit, als man noch klein war und absichtslose Freude hatte.

Doch irgendwas hat sich im Laufe des Lebens verändert, unbemerkt.

Wenn Menschen in die Sitzung kommen und erzählen, sie hätten ihre Freude verloren,

sie könnten sich über rein gar nichts mehr freuen – ich empfinde das als schlimm,

sehr schlimm. Verlorenes Freudengefühl schmerzt, macht traurig, bitter und erschöpft Körper, Geist und Seele.

Ein Auslöser kann sein, wenn man das Gefühl hat, das Leben präsentiere einem nur noch Schwierigkeiten, und es macht den Eindruck, man wäre in einer Kettenreaktion gelandet. Alles geht irgendwie schief. Und meistens fühlt man sich dabei alleingelassen, vergessen und verloren. Kann sich nicht mehr freuen, in einem drin ist alles ist stumm.

Ich kann mitfühlen, weil ich diese Gefühle und ihre Folgen kenne, sie selbst erlebt habe.

Wenn das "sich freuen können" immer weniger und seltener wird, hat das oft mit Lebensveränderungen zu tun. Manchmal durchlebt man Zeiten, in denen das Leben eine Kehrtwende macht. Man erlebt Abstürze oder Zusammenbrüche, sei es gesundheitlich, beruflich oder man hat Verluste im privaten Bereich, die sehr schmerzen.

Misstrauen, Verletzungen, Vertrauensbrüche und mehr.

Themen, die in Praxisgesprächen auftauchen. Es schmerzt mich zu hören, wie wenig Zuversicht, Vertrauen und Zukunftsdenken manchmal noch vorhanden sind. Doch mit allem lässt sich irgendwie umgehen –

gezwungenermaßen werden wir genügsam und flexibel.

Doch oft steht an erster Stelle das verlorene "sich vorbehaltlos freuen können."

Man spürt innere Leere, wenn man es vermisst. Und diese Leere ist kalt, bitterkalt.

Kein heißer Tee hilft, keine Heizung, die Kälte bleibt. Dann kommt Angst hinzu. Weil

einem bewusst wird, wie anders alles geworden ist. Der so notwendige und wichtige Lebensmut schwindet.

Man fühlt sich oft einsam, vergessen und verloren.

Beginnt sich zu verändern, wird bitter und ist nicht mehr man selbst. Man erkennt sich

fast nicht mehr, alles ist irgendwie egal geworden. Am liebsten würde man sich unter dem Teppich verkriechen und nie wieder hervorkommen.

Doch alles Negative hat auch eine positive Seite und mit dieser Denkweise beginnt ein neuer Weg.

Wenn die innere Ruhe, das Selbstvertrauen, wieder an Kraft gewinnen,

dann spürt man – jetzt bin ich, ich. Pur, rein und ohne Schnörkel. Und ich beginne

von vorn, auf ein Neues, und ich schaffe es, alles – weil ich das will!

In der Null-Zeit dazwischen lernt man aufzubauen. Wenn Enttäuschung, verletzte Gefühle oder Angst keine Rolle mehr spielen, dann besinnt man sich – auf sich selbst.

Weg durch Wald in St. Johann Schwäbische Alb
doch am Ende des Weges ist Licht ...

Man findet am ehesten Trost in der Natur. Hier lässt sich Kraft schöpfen.

Zu Beginn der Veränderung läuft man wie blind durch Wald, Wiesen oder Felder.

Man sieht – NICHTS!

Ist mit sich und seinem Schmerz beschäftigt, weint, schreit oder schimpft. Das ist gut

und richtig, Schmerz muss raus und am hilfreichsten ist - LAUT! Das kostet Kraft und man ist emotional am Ende, ist wie ausgelaugt.

Doch nach der Erschöpfung kommen die ersten Momente…

Stehen bleiben, tief durchatmen, sich vom Wind durchpusten lassen… Ein klitzekleines Wohlfühlen entsteht, der Kopf ist freier, das Kopfkino hat Feierabend.

Zuerst ist es ganz zaghaft...

Aber man fühlt etwas anderes als zuvor, etwas Fremdes, lange nicht gespürtes.
Das ist schön, so schön. Und ganz winzig entsteht:

Freude!

Ein Miniflämmchen des Freuens, und das wiederum erzeugt Glück. Und man kehrt

nach Hause zurück und fühlt sich besser. Es sind kleine, zwergenhafte Schritte in die Veränderung. Aber es sind bleibende Schritte und sie werden größer.

Bis irgendwann Momente von Mut, Vertrauen und Zuversicht auftauchen. Und man

wieder beginnt zu leben, und nicht nur zu existieren.

Ein so gutes Gefühl!

Man hat sich verändert, hat gelernt, dass es die Kleinigkeiten des Lebens sind, die Kraft geben. Und man hat gelernt, sich darüber zu freuen, anders zu freuen.

Keine Gegenstände, die man sich kaufen muss, nein. Geschenke des Freuens sind

täglich um uns herum. Wer mit offenem Herzen und klarem Blick durch das Leben geht, wird ständig schöne Dinge sehen und sich daran oder darüber freuen.

Ein Sonnenauf- oder Untergang, ein Schmetterling, der vorbeiflattert, ein schöner Stein,

der vor den Füßen liegt, den man aufhebt, in der Hand hält und ihn fühlt.

Oder einfach nur dasitzen, ruhig atmen und sich selbst genießen.

Ohne alles oder mit einer Tasse Kaffee oder einem Becher Tee…

Es schmeckt ganz anders, wenn man sich diesen Genuss bewusst auf der Zunge zergehen lässt, seine Sinne spürt und sich an ihnen freuen kann.

weg durch wiesen mit einzelnen bäumen bei st. johann schwäbische alb
Heilerin Natur ...

All das Schöne und Gute, welches uns stärkt und Kraft gibt, kann man durch und mit

der Natur erleben lernen.

Sie ist die größte Heilerin, die ich kenne.

Die Natur hat immer Zeit, sie hat immer Geduld und sie ist immer da.

Und jede und jeden von uns, ohne Ausnahme, heißt sie von Herzen willkommen.

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