Auch nach einem menschlichen Gewitter, das sich
genauso spontan und gewaltig entladen kann wie ein Himmelsgewitter.
Und wie dieses, kündigt es sich schon längere Zeit vorher an. Nur - keiner hört hin!
Bei einem Himmelsgewitter sieht man, wie der Himmel sich zuzieht; wie die Wolken
immer düsterer werden und man hört es schon leise grummeln.
Noch weit weg denkt man. Doch sehr schnell zieht es zu, es donnert lauter, es blitzt und schon ist man mittendrin. Und hofft, dass es gleich regnet. Denn nichts ist so gefährlich, wie ein trockenes Gewitter.
Der Gedanke an »ein menschliches Gewitter« hat mich inspiriert.
Könnte man nicht einen Streit, Zornesausbruch oder Wutanfall, auch wie ein Gewitter beschreiben?
Bei uns Menschen hört man halt nicht so genau hin wie bei einem Himmelsgewitter, ignoriert das grollen, sieht die dunklen Wolken nicht aufziehen.
Und dann – entlädt es sich, das menschliche Gewitter.
Vielleicht mit lauten, verletzenden Worten, weil man sich schon so lange zurückgehalten hat. Worte, deren Bedeutung man auch mit keiner Entschuldigung zurücknehmen kann. Einmal gesagt und es bleibt im Gedächtnis hängen,
Wie ein trockenes Gewitter, brandgefährlich!
Oftmals nagt es schon lange in einem, grummelt schon geraume Zeit so vor sich hin und man lässt Ungesagtes nicht frei. Doch dann, meist wenn der Druck zu groß ist, donnert und blitzt es, schlägt ein und richtet Schaden an.
Wie bei vielen Menschen, deren Psyche extrem überlastet, deren Leben ein einziges Chaos geworden und bei denen kein Ausweg in Sicht ist.
Kaum jemand bleibt auf seinem Lebensweg von unangenehmen Erfahrungen verschont. Viele von uns erleben Schicksalsschläge, Extremsituationen oder erfahren einfach nur zwischenmenschliche Aggressionen, die sich zuspitzen, um dann im Streit zu eskalieren,
mit einem gewaltigen Gewitter!
Wir ertragen Beleidigungen, werden mit Verachtung behandelt, es wird gelogen und betrogen. Wir werden gedemütigt, demoralisiert, unser Vertrauen wird missbraucht.
All das sind tiefgehende seelische Verletzungen; die sich irgendwann einmal entladen müssen, sonst wird man krank. Psychisch oder physisch.
Zu Beginn zeigen sich erste kleine dunkle Wolken am Seelenhimmel.
Vielleicht hat man gerade etwas Neues begonnen, privat oder beruflich, doch der Neustart misslingt. Etwas anderes wird versucht, vielleicht sogar mehrmals. Doch auch die anderen Versuche bleiben erfolglos. Der Mut, das Selbstvertrauen und das Zukunftsdenken werden immer geringer.
So verliert man mit vielen negativen Erfahrungen dieser Art immer mehr die Achtung, den Respekt vor sich selbst, man fühlt sich unfähig oder – schuldig!
Die Wolken werden größer und dichter.
Psychische Verletzungen, negative Erlebnisse häufen sich, die menschlichen Begegnungen werden aggressiver, in einem brodelt es. Die Wolken verfärben sich ins dunkle Blauviolett und werden zu einer bedrohlichen Masse.
Und dann … kommt jemand daher, spricht gedankenlose, einfach so daher gedachte
Worte aus. Diese werden persönlich genommen oder falsch verstanden, es kracht gewaltig, der Mensch explodiert,
wie ein bedrohliches Gewitter!
Er donnert, er blitzt, es hagelt böse Worte … die besser nicht gesagt werden sollten. Und führt damit zu Reaktionen, die er besser gelassen hätte. Kurzum, der Mensch ist völlig außer sich, in seiner Explosion der Verletzungen, der Demütigungen.
Dann folgt der Zusammenbruch und führt bei manchem zu einem regelrechten Weinkrampf. Die Tränen fließen und fließen. So lange, bis die extreme Anspannung endlich nachlässt. Oft bis zur völligen Erschöpfung.
Das menschliche Gewitter ist vorüber.
Und im Nachhinein ...
kann der Mensch nicht einmal mehr sagen, weshalb er so dermaßen ausgerastet ist.
Doch, wie ich oben beschrieben habe, hatte sich so viel Negatives in der Seele angesammelt, das musste heraus. Donner, Blitz und Wörterhagel, die Seele bricht auf, die Augen laufen über.
So wie eben der Wasserdampf vor dem Gewitter, der nach oben steigt und dann in dicken Tropfen abregnet.
Auch der Himmel kann weinen …
Ich denke, so eine Gewitterwolken-Geschichte haben schon viele bei sich oder anderen erlebt, viele Tränen der Hilflosigkeit und Ohnmacht erfahren.
Aber alles geht, wie ein Gewitter, vorüber und dann blinzelt die Sonne »Zuversicht« hinter den Wolken hervor und man kann einen Neustart wagen.
Doch sollte man sich, auch wenn es einem schwerfällt, bei dem Menschen, der das Gewitter ausgelöst und abbekommen hat, entschuldigen.
Ihm sagen: es tut mir leid, dass es dich erwischt hat, ich habe hier einen Fehler gemacht.
Du warst gar nicht gemeint, du warst nur der Auslöser, »verzeih mir bitte«. Und welche Erleichterung durchströmt einen, wenn dieser Satz gesagt ist!
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