Vertrauen lernen

bedeutet für mich, dass man zuerst lernen muss,

sich selbst zu vertrauen, um anderen sein Vertrauen schenken zu können.

Wenn ich zu diesem Thema in den Erfahrungsschätzen meiner Praxis grabe, finde ich immer den gleichen Satz: "Ich vertraue schon, aber… doch, doch, also ich habe Vertrauen in… oder an… oder zu." Aber ganz ehrlich – ein Fünkchen Misstrauen, ein Tröpfchen Kontrolle ist da, meistens…

Was ich nicht im Innen habe, kann ich auch nicht nach Außen tragen. Nein, das ist kein Vorwurf, man weiß es einfach nicht besser. Weil man nie gelernt hat – das Urvertrauen zu haben. So war es bei mir und ich habe mir alles auch mühsam erarbeiten dürfen.

alte Brücke im Lautertal bei Anhausen, Schwäbische Alb
Alt und morsch, aber... die Brücke hält!

Vertrauen zu haben bedeutet doch, sich seiner selbst sicher zu sein, mutig zu sein. Ist man das immer? Kommt ganz auf die Situation an, werdet ihr sagen. Stimmt, sehe ich auch so.

Nicht immer ist man sich in dem, was man tut, zu hundert Prozent sicher. Man versucht halt, den für sich richtigen Weg zu finden. Hat man Erfolg, wächst das Vertrauen in und

zu sich. Häufen sich aber die Misserfolge, wird man immer unsicherer und am Ende traut man sich kaum noch etwas zu.

Man verliert den Mut, versucht alles unter Kontrolle zu behalten, und verlernt: zuzulassen, loslassen und geschehen lassen können. Lernen, wieder Vertrauen zu sich und anderen aufzubauen, ist mentale Schwerstarbeit.

Unser Gehirn merkt sich mit Vorliebe ungute Dinge.

Negatives ist massiv verankert, und gibt es eine ähnliche Situation, dann erwartet man schon von vornherein, wieder enttäuscht zu werden. Oder erfolglos zu sein oder betrogen oder hintergangen zu werden. Passiert alles im Kopf und schon lange, bevor die Realität überhaupt eine Chance bekommt.

Selbsterfüllende Prophezeiung nennt man das. Das heißt, wenn man ein bestimmtes Verhalten oder Ergebnis erwartet, programmiert man, dass das, was man erwartet, auch wirklich eintritt.

Ist die Prophezeiung positiv - hervorragend! Es geschieht, was ich erwarte.

Gehe ich aber in den Zweifel und denke: "Na ja, das hat ja seither auch keinen Erfolg gehabt," – wird genau das geschehen. Man hat keinen Erfolg und fühlt sich bestätigt.

Aber Negativdenken kann man ändern. Sicherlich ist das nicht einfach und es dauert, aber es funktioniert. In kleinen Schritten, mit Geduld und Verständnis für sich! Denn Vertrauen wächst im Herzen und kommt nicht aus dem Kopf.

Ich arbeite gerne mit Bildern und stelle mir das Vertrauen als Brücke vor.

Wir stehen hier auf der Jetzt-Seite. Auf der gegenüberliegenden Seite, am Ende der Brücke, sieht man eine geschlossene Schranke.

Zu Beginn steht man zögernd an der Brücke, bevor man sich den ersten Schritt zutraut. Vielleicht wirkt die Brücke wackelig, morsch, alt und sie schaut nicht gerade sicher aus.
Vielleicht ist unter ihr ein Abgrund, tief geht es hinunter. Man sieht nur Felsen und reißendes Wasser, während man sie überquert. Das kann schon verunsichern. Weiß man denn, ob die Brücke hält?

Ich sage: JA - sie hält!

Woher ich das weiß?

Weil ich es glaube und ich vetraue meinem Gefühl, und das täuscht mich nicht.

Kommt, geht jetzt mit mir hinüber zur anderen Seite. Seid mutig, es lohnt sich, nur zu.

Und ihr seht, während ich das sage, dass die Schranke auf der anderen Seite ein klein wenig hochgeht.

Seinen Weg gehen, kommt aus sich selbst, und je mehr man das "sich selbst was zutrauen" in sich aufbaut, desto weiter öffnet sich die Schranke.

Wenn man unsicher ist oder um den Impuls zu bekommen, braucht man andere, die einen ein Stück des Weges begleiten. Denen sollte man mutig sein Vertrauen schenken, egal welche Erfahrungen man früher mal gemacht hat. Mit diesen Menschen wird man lernen können. Sie sind da und stützen dich, wenn es mal wackelt.

Das Samenkorn des Vertrauens wird in frühester Kindheit gelegt. Vertrauen zu haben hat unter anderem auch mit kindlichen Verlassensängsten zu tun.

Wurzeln des Lebens kann man weder ausgraben, noch vernichten.

Aber man kann lernen, sie zu verstehen. Und je besser ich verstehe, umso mehr werde ich mein Selbstvertrauen aufbauen. Und ich werde lernen, dass ich auch anderen vertrauen kann. Ich spüre, wem ich mein Vetrauen schenken kann, und diesem Gespür vertraue ich.

bemooste alte Brücke über die Lauter im Lautertal BW
Vertrauen zu der alten, aber stabilen Brücke

Da, schaut, die Schranke am Ende der Brücke hat sich geöffnet.
Noch nicht ganz, aber wenn ihr euer Selbstvertrauen besser kennt, wird sie weit offen sein und bleiben. Für immer.

Mein Weg ist offen und eurer auch,                                                                da ihr mir euer Vertrauen geschenkt und mich begleitet habt. Danke!

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